Wegsehen statt helfen: 70 Innsbrucker Seniorinnen und Senioren verlieren ihr Zuhause – Politik und Eigentümer in Stadt und Land schweigen

Die kurzfristige und nahezu überfallsartige Ankündigung der Schließung der Seniorenresidenz Veldidenapark in Innsbruck hat bei den Bewohnerinnen und Bewohnern, Angehörigen und vielen Innsbruckern für blankes Entsetzen gesorgt. Es ist jetzt schon mehr als eine Woche her, dass österreichweit in einem erschütternden ORF-Beitrag in der Sendung Thema vom 29.04. über das Aus für ein Seniorenheim in Innsbruck berichtet wurde: 70 alte Menschen müssen raus. Wer sich politisch in der Tiroler Landeshauptstadt für alte und hilfsbedürftige Menschen verantwortlich fühlt: offenbar keine und keiner. Gar niemand.

Rund 70 Menschen – viele von ihnen hochbetagt – werden wohl ihre Wohnungen verlieren. Aktuell laufen die Planungen zur „Verlegung“ der Bewohner:innen – es kommt einem der Vergleich in den Sinn wie Möbelstücke, die herumgeschoben werden. Laut Medienberichten wurde ihnen unter anderem angeboten, ihre „guten Jahre“ künftig in Salzburg oder Wien zu verbringen. Der Gemeinderatsklub Das Neue Innsbruck zeigt sich fassungslos und übt scharfe Kritik an der Gleichgültigkeit der politischen Verantwortungsträger – insbesondere des Bürgermeisters und der Sozialreferenten in Stadt und Land..

„Hier geht es um Menschen, nicht um Möbelstücke“, sagt Das Neue Innsbruck Gemeinderat MMst. Franz Jirka. Und weiter: „Wer seinen Lebensabend in vertrauter Umgebung verbringen möchte, wird jetzt mit dem Koffer in der Hand im Stich gelassen. Und die Stadtregierung reagiert nicht einmal mit einem Schulterzucken.“

Fehlende Transparenz – Kritik am Umgang mit den Betroffenen

Besonders scharf fällt die Kritik an der fehlenden Transparenz im Vorfeld aus. Noch vor wenigen Wochen gab es keinerlei Hinweise auf eine bevorstehende Schließung – obwohl die geplanten Umbauarbeiten offensichtlich nicht von heute auf morgen beschlossen wurden. Die Betroffenen wurden erst jetzt, wenige Monate vor dem Auszug, offiziell informiert.

„Diese Menschen haben oft schweren Herzens ihre bisherigen Wohnsitze aufgegeben im guten Glauben, hier ein neues Zuhause für die nächsten Jahre zu finden. Jetzt, wo sie angekommen sind und wichtige Freundschaften geschlossen haben, werden sie einfach vor die Tür gesetzt. Sie stehen vor dem Nichts. Das ist unmenschlich und kein geordnetes Vorgehen – das ist ein Rauswurf“, so Jirka.

Das Schweigen der Stadtregierung – ein politischer Offenbarungseid der Sonderklasse

„Das anhaltende Schweigen der Stadtpolitik ist verstörend, für die Betroffenen enttäuschend und zutiefst verantwortungslos. Während man mit teuren Studien und vollmundigen Sozialpapieren Arbeitseifer vortäuscht, versteckt man sich hinter einem Geschäftsführer einer Beteiligungsgesellschaft, der dann die schmerzhaften Botschaften argumentieren soll und lässt alle im Regen stehen“, so GRin Mag.a Christine Oppitz-Plörer.

„Der Gipfel der Abgehobenheit ist jedoch erreicht, wenn die Innsbrucker Stadtpolitik den alten Menschen ausrichten lässt, dass „sie eh nicht auf der Straße landen“ werden. Geht’s noch, Herr Bürgermeister Anzengruber und Herr Vizebürgermeister Willi? Hören Sie und wissen Sie überhaupt was das bedeutet für einen alten Menschen und auch für die Familienangehörigen? So etwas nicht als Katastrophe zu benennen, sondern als Erfolg zu verkaufen, ist ein unfassbarer Zynismus – und wenn das alles ist, was diese Stadtregierung dazu zu sagen hat, dann gute Nacht“, so Oppitz-Plörer.

Politisches und menschliches Versagen

Die Betreiber verweisen auf Alternativen in Schwaz, auf mobile Dienste oder Einrichtungen der Innsbrucker Sozialen Dienste – doch ob diese ausreichen oder überhaupt verfügbar sind, bleibt offen. Ein klares Konzept und politischer Rückhalt aus Stadt und Land, wie mit der abrupten Situation umgegangen werden soll, fehlt. Von den bisher gutverdienenden Betreibern oder Eigentümern der Immobilie wie Wiener Städtische Versicherung oder HYPO Bank Tirol ganz zu schweigen.

„Wir haben lange auf Ihren Einsatz gewartet, Herr Willi – und damit meinen wir nicht Ihre Gesangseinlagen, sondern konkrete Maßnahmen in der Causa Veldidena. Hochbetagte Menschen, die auf Unterstützung angewiesen sind und das Recht haben, ihren Lebensabend in Würde und Sicherheit zu verbringen, sind Ihnen offenbar nichts wert. Das ist nicht nur ein politisches Versagen, sondern auch ein klares menschliches Versagen – für das Sie als Sozialreferent gemeinsam mit dem Bürgermeister die Verantwortung tragen“, schließen Jirka und Oppitz-Plörer unisono.