Seit einem Jahr haben wir in Innsbruck einen schleichenden Rückbau der kulturellen Vielfalt erlebt. Es gab Schließungen von Einrichtungen, Einschnitte in bestehende Förderungen und nun auch die „Pause“ der stadt_potenziale-Förderschiene – ein schwerer Schlag für die freie Szene.
Diese 70.000 Euro waren oft die Initialzündung für mutige, experimentelle Projekte. Eine Kulturstadt wie Innsbruck braucht in der Kulturpolitik Engagement, Leidenschaft und ja – manchmal darf sie auch „nerven“. Sehr häufig waren die Projekte gerade für uns Bürgerliche nicht überzeugend, aber im Sinne einer kulturellen Breite hat man viel akzeptiert und mitgetragen. Wenn der Bürgermeister und sein Kulturreferent das so nicht mehr fortführen will, werden wir dem nicht im Wege stehen.
Im aktuellen Kulturausschuss herrscht oft Schweigen – ob erzwungen oder nicht – ist dabei unerheblich. Keine Perspektive, kein Aufzeigen von Lösungen sondern das vorgefertigte Abstimmen der Caprese-Chefs. Ob das wirklich im Sinne der Ausschussmitglieder ist? Viele in diesem Gemeinderat erinnern sich an die leidenschaftlichen und streitbaren Kulturpolitikerinnen, die wir mit Uschi Schwarzl und Irene Heisz hatten. Auch wenn wir uns über manche Debatten die Köpfe heißgeredet haben, heute sehen wir umso klarer, wie wichtig es ist, dass Kulturpolitik eine Stimme hat, die gehört wird und wo eine echte Abwägung von Argumenten stattfindet.
Und was passiert jetzt? Bloßes Abnicken der Vorgaben durch die Regierungsparteien gepaart mit nicht ernstzunehmenden Erklärungen von Kulturreferent Vizebürgermeister Georg Willi. So argumentiert dieser beispielsweise, dass die eingesparten Gelder bei den stadt_potenzialen für Fair Pay in anderen Bereichen verwendet werden und somit alles in der Kultur bleiben wird. Das bedeutet wohl auch, dass es das Geld für die stadt_potenziale nächstes Jahr wohl nicht mehr geben wird, oder wird dann Fair Pay wieder abgeschafft?
Wie lange wird Innsbrucks Kulturszene noch zuschauen, bis es zu spät ist? Der letzte macht bitte das Licht aus.
Dr.in Birgit Winkel
Gemeinderätin Das Neue Innsbruck