Heute wurde im Innsbrucker Stadtsenat über die Einführung sogenannter Gemeinschaftswohnformen am Campagne-Areal beraten. Dabei geht es um Bestrebungen, Grundstücke im Eigentum der Stadt Privaten zur Verfügung zu stellen, auf denen sich Gruppen zusammenschließen können, um gemeinsam ein Wohnprojekt zu entwickeln. Als möglicher Standort wird derzeit das Campagne-Areal genannt – ein Gebiet, das durch seine zentrale Lage und vielfältigen Möglichkeiten natürlich ins Auge fällt. Hier könnten jedoch auch zeitnah – ohne lange Vorlaufzeiten – 300 dringend benötigte Wohnungen durch die IIG entstehen.
„Auf die einfache Frage, ob es sich bei dem geplanten Projekt um Miet- oder Eigentumswohnungen handeln soll, konnte die Stadtregierung keine einheitliche und klare Antwort geben. Es sei, so hieß es, noch alles offen. Warum der Stadtsenat dann überhaupt einen Beschluss fassen soll, wenn zentrale Eckpunkte noch unabgestimmt sind, bleibt unklar. Der Eindruck hat sich heute verfestigt, dass es sich da um einen Deal für eine grüne Duftmarke handelt“, so Stadtrat Mag. Markus Stoll.
Wie steht die Stadtregierung denn zu dem von der SPÖ ausgerufenen Wohnnotstand?
„Es ist schon erstaunlich, dass man ein Projekt mit rund 100 Wohnungen anstößt und die Wohnnutzung auf Jahrzehnte privatisiert, aber nicht weiß, ob es um Miete oder Eigentum geht – gleichzeitig das Areal für mehr als 100 Jahre der städtischen Wohnungsvergabe entzieht und der Öffentlichkeit nicht mehr zur Verfügung steht“, so Stoll und weiter: „In einer Zeit, in der manche Fraktionen im Innsbrucker Gemeinderat von Wohnungsnot sprechen, ist das ein falsches und fatales Signal. Gemäß Vorschlag der Stadtregierung werden die ersten konkreten Schritte frühestens 2029 gesetzt werden.“
Geht an wohnungspolitischen Zielen vorbei
Besonders kritisch sieht Stoll auch die Gefahr, dass solche Projekte an den eigentlichen wohnungspolitischen Zielen vorbeigehen.
„In der Praxis sind diese gemeinschaftlichen Wohnformen meist für einkommensstärkere Gruppen interessant, die sich Eigenmittel, Planungsbeteiligung und langfristige Verfügbarkeit leisten können. Für Familien mit mittlerem Einkommen, Alleinerziehende oder junge Menschen ist das kaum realistisch. Wenn die Stadt hier Grund abtritt, sollte sie darauf achten, dass wirklich leistbarer Wohnraum entsteht – und nicht ein exklusives Wohnexperiment für wenige Menschen außerhalb der Vergabelisten“, so Stoll.
Brauchen keine Experimente, sondern Wohnungen
„Die Stadt braucht kein Wohnlabor, sondern handfeste Maßnahmen für leistbares Wohnen. Grundstücke, die heute und jetzt verfügbar sind, sollten auch heute und jetzt bebaut werden – und nicht erst viele Jahre später“, schließt Stoll.