Mit deutlichen Worten hat Ersatzgemeinderätin Dr.in Krammer-Stark die geplante Benennung eines zentralen Platzes in Innsbruck nach der Raiffeisen-Bank kritisiert. In ihrer Rede vor dem Gemeinderat betonte sie, dass diese Entscheidung ein Rückschritt von der feministischen und inklusiven Erinnerungskultur sei, für die sich Innsbruck in der Vergangenheit konsequent eingesetzt hat.
„Innsbruck hat einmal beschlossen, dass Frauen bei der Benennung öffentlicher Plätze und Straßen Vorrang haben, um ihre Verdienste sichtbar zu machen. Dieser Beschluss wurde bislang verteidigt und nur in Ausnahmefällen übergangen. Doch heute erleben wir einen Kniefall vor einem Konzern, während herausragende Frauen weiterhin auf ihre Würdigung warten“, erklärte Dr.in Krammer-Stark.
Nur 3,5 % der Verkehrsflächen sind nach Frauen benannt
„Der Anteil weiblicher Namensgebungen bei Verkehrsflächen in Innsbruck liegt bei lediglich 3,5 %. Dieses eklatante Missverhältnis zeigt, dass die Leistungen von Frauen, ebenso wenig wie derjenigen von Arbeiterinnen und Arbeitern, Bäuerinnen und Bauern, Menschen mit Behinderungen und Menschen mit Migrationsgeschichte nach wie vor kaum gewürdigt werden. Frauen haben die Geschichte dieser Stadt geprägt, doch ihre Namen bleiben unsichtbar. Mit der Entscheidung für den Namen eines Konzerns senden wir das Signal: Wirtschaftliche Interessen sind wichtiger als kulturelle Gerechtigkeit“, führte sie weiter aus.
Appell für eine visionäre Politik
„Ich wünsche mir eine Rückkehr zu einer visionären Politik, die die Vielfalt und Geschichte aller Teile der Gesellschaft sichtbar macht, die sich für eine inklusive und gerechte Stadt nachhaltig einsetzt. Im vergangenen Gemeinderat haben gerade die Grünen noch an den zukunftsweisenden Beschluss aus der Ära Hilde Zach erinnert, wonach Frauen bei der Benennung öffentlicher Räume Vorrang haben sollen. Doch bei der Raiffeisen-Bank scheint dies vergessen worden zu sein. Ich hoffe, dass sich insbesondere die SPÖ und Grünen im Sinne ihrer eigene Glaubwürdigkeit wieder auf ihre früheren Prinzipien besinnen“, schloss Dr.in Krammer-Stark.