Altstadtpflasterung ohne Leitsystem: Barrierefreiheit „vergessen“ – wie kann das nach der Fertigstellung gelöst werden?

Gemeinderätin Mag.a Christine Oppitz-Plörer

Die jüngsten Berichte über fehlende Leitsysteme für blinde und sehbehinderte Menschen in der Innsbrucker Altstadt werfen ein verstörendes Bild auf die Umsetzung städtischer Infrastrukturprojekte. Auf den zentralen Hauptachsen – ausgerechnet dort, wo täglich Tausende Menschen unterwegs sind – wurde bei der Neupflasterung kein taktiles Leitsystem errichtet. Was hat die ressortführende Tiefbaustadträtin Lutz und Vizebürgermeisterin Mayr hier bewogen, darauf zu verzichten?

Für viele Betroffene bedeutet das Unsicherheit, Umwege und eine konkrete Unfallgefahr. Hier geht es nicht um ein Detail, sondern um ein grundlegendes Verständnis, wie mit Menschen mit Handicap umgegangen wird.

„Es macht viele wirklich betroffen und lässt uns verwundert zurück, dass Barrierefreiheit offenbar noch immer als Zusatz gedacht wird – und nicht als selbstverständlicher Bestandteil“, zeigt Gemeinderätin Mag.a Christine Oppitz-Plörer auf. „Wenn in der Altstadt neue Pflastersteine verlegt werden, blinde Menschen sich danach aber schlechter orientieren können als zuvor, dann ist etwas grundlegend falsch gelaufen. Wir sind – wie ganz viele – davon ausgegangen, dass dies einfach noch nicht gefräst wurde und zeitnah gemacht wird.“

Probleme waren offenbar bekannt

Besonders schwer wiegt aus Sicht von Oppitz-Plörer, dass die Problematik nicht überraschend kam. Hinweise aus dem Behindertenbereich lagen vor, dennoch wird das Leitsystem jetzt nicht umgesetzt.

„Man kann nicht jahrelang von Inklusion sprechen und dann bei einem der wichtigsten Innenstadtprojekte genau jene Menschen vergessen, die auf barrierefreie Gestaltung angewiesen sind“, so Oppitz-Plörer. „Die Frage ist doch: Warum machen Lutz und Mayr dies?“

Parallelen zur Museumsstraße

Die Parallelen zur Museumsstraße sind für Oppitz-Plörer offensichtlich. Auch dort sind Haltestellen seit Jahren für Rollstuhlfahrer:innen, mobilitätseingeschränkte Personen und Familien mit Kinderwägen faktisch nicht nutzbar – trotz wiederholter Hinweise und politischer Initiativen.

„Ob Altstadt oder Museumsstraße: Das Muster ist leider dasselbe. Barrierefreiheit wird zu spät, zu halbherzig oder gar nicht mitgedacht“, hält Oppitz-Plörer fest. „Dabei reden wir nicht über Luxus, sondern über sichere und selbstständige Mobilität im Alltag. Hier hat die Stadtregierung offenbar noch sehr viele Hausaufgaben zu erledigen. Wir fordern, dass unser Gemeinderatsantrag für diese Neugestaltung angenommen und umgesetzt wird.“